“Deine Gabe zählt!” Jugendgottesdienst für die Kirchenbezirke Stendal und Magdeburg

12.06.2022  Als sich die Jugend aus den Bereichen Magdeburg und Stendal Anfang des Jahres 2020 zu einem gemeinsamen Gottesdienst in Magdeburg Neustadt traf, ahnte wohl niemand, dass es das vorerst letzte Mal sein würde. Wir waren in Vorfreude und Erwartung auf eine Probe nach dem Gottesdienst, die ein Jugendkonzert im Sommer vorbereiten sollte. Das große Thema war Umwelt und Gottes Schöpfung und die Dirigenten hatten tolle Lieder ausgesucht. Doch dann kam Corona. Das nächste vorgesehene Treffen dieser Art fand nicht mehr statt. Alles wurde abgesagt. Verschoben auf unbestimmte Zeit. Wir wissen wohl alle noch genau, wie erschrocken und hilflos wir uns in dieser Zeit gefühlt haben. Viel ist seitdem passiert. Zwei ganze Jahre sind vergangen, bis sich die Jugend endlich wieder in diesem Rahmen treffen konnte. Nach einem Tal kommt immer wieder ein Anstieg und dort hat man einen tollen Ausblick. Diesen Ausblick durfte die Jugend aus den Kirchenbezirken Magdeburg und Stendal am 12. Juni 2022 nun endlich genießen. Bei herrlichstem Wetter auf dem Schloss Hundisburg.

Viele Gedanken und Vorbereitungen gingen diesem Tag voraus, alles wurde organisiert, die Aufgaben verteilt. Es sollte ein Gottesdienst mit anschließendem Imbiss und einem kleinen Nachmittagsprogramm stattfinden und dazu wurde die Kellerscheune des Schlosses ausgewählt. Wetterunabhängig, urig, mit einer lockeren Atmosphäre. Das Schloss Hundisburg befindet sich in einem Stadtteil von Haldensleben und darf auf eine lange Geschichte zurückblicken. Seit 966 besteht dieser Komplex bereits und hat alle Zeitalter vom Mittelalter über die Barockzeit bis hin zur Neuzeit erleben dürfen. Heutzutage zählt das Schloss mit seinen Anlagen zum drittschönsten Park Deutschlands.

116 Jugendliche und Betreuer hatten sich nun an diesem sonnigen Tag in Hundisburg eingefunden, auch die Konfirmanden 2022 und 2023 waren mit eingeladen. Vom Parkplatz aus wurde man mit Wegweisern über die “Grüne Route” zur Scheune geleitet, wodurch man sofort an den großen IJT 2019 erinnert wurde. Am Eingang der Scheune gab es ein Namensschild und ein Begrüßungsarmband mit dem Motto des Jugendgottesdienstes “Deine Gabe zählt!” In der Scheune selbst waren die Dirigenten Manuel und Tino Kurras schon fleißig beim Soundcheck, Mikrophone wurden getestet, letzte Absprachen getroffen. Währenddessen kamen die Jugendlichen an, versorgten sich mit Kaffee und Wasser und freuten sich über die eine und andere Begegnung. Vor dem Gottesdienst fand eine kleine Probe statt und es war einfach spürbar, wie sehr uns das gemeinsame Singen gefehlt hatte. Ich konnte nur lächelnde Gesichter sehen, Begeisterung wahrnehmen und so stand es auch in meinem Herzen. Der Chor wurde von einer kleinen Band begleitet, was natürlich nochmal ordentlich für Stimmung sorgte. So konnten wir nun in den Gottesdienst mit unserem Bezirksevangelisten Holger Wienecke starten.

“Cool, dass ihr da seid!” So griff er eine Formulierung aus der Bibellesung heraus, mit welcher unser Bibelwort verlesen wurde:

“Aus diesem Grund erinnere ich dich daran, dass du erweckest die Gabe Gottes, die in dir ist durch die Auferlegung meiner Hände.” (2. Timotheus 1, Vers 6, aus der Bibel “Gute Nachricht”)

Holger Wienecke begrüßte uns mit einer ungewöhnlichen Anrede: “Herzlich willkommen, liebe hochbegabte Jugend!” Die Gabe, die jeder von Gott erhalten hat, stand im Mittelpunkt der Stunde. Doch was ist eine Gabe? Wie kann man das veranschaulichen? Diese Fragen hatten sich auch die Jugendbetreuer in der Vorbereitung gestellt und fanden die Antwort in der englischen Sprache. Dort gibt es das Wort “Gift”, welches gleichermaßen Gabe und Geschenk bedeutet. Das Symbol eines kleinen Geschenks fand sich also auf unseren Armbändern wieder und auch bei dem Blumenschmuck vor dem Altar. Wie sooft in einem Jugendgottesdienst, wurden die Jugendlichen zur Mitarbeit aufgerufen und durften das kleine Geschenk auspacken. In diesem Paket sollten sie ein Geschenk von Gott vorfinden, etwas, das ihm ganz besonders am Herzen liegt. Das offene Geschenk wurde dann den Jugendlichen gezeigt, jeder durfte hineinsehen. Und jeder sah sich selbst! Ein kleiner Spiegel war in dem Paket und symbolisierte, dass Gott jeden von uns liebt. Jeder ist wertvoll mit den Gaben, die er erhalten hat. Der Dienstleiter stellte die Frage in den Raum, wie wir unsere Prioritäten setzen und wie viel Zeit wir uns nehmen, um Gott zu dienen. Jeder konnte sich dabei selbst überprüfen. Sehr wertvoll - auch für mich persönlich - war der Bezug auf die Selbstliebe, auf die wir im höchsten Gebot Jesu hingewiesen werden. Wir wollen uns selbst lieben, dann können wir auch den Nächsten lieben und ihm Gutes tun.

Ganz im Sinne des Mottos, gestalteten der Chor und die Band den Gottesdienst mit, brachten sich und seine Gaben ein und belebten diese schöne Stunde mit begeisternden Stücken. Das Lied “Kleines Senfkorn Hoffnung” blieb mir besonders im Gedächtnis, da auch im Mitdienen nochmal darauf eingegangen wurde: “Wisst ihr, wie klein so ein Senfkorn ist? Und daraus erwächst ziemlich schnell eine schöne große Pflanze.” Damit wurden wir aufgerufen, unsere Gabe nicht für zu klein zu halten. Auch neue “Gaben” - unsere Konfirmanden - wurden nach dem Gottesdienst vorgestellt und willkommen geheißen. So klang diese Stunde langsam aus und nach einem Gruppenfoto durften sich alle auf das reichlich vorbereitete Buffet stürzen: Gegrilltes, Salate, Kuchen - alles war zu finden, weil sich jeder daran beteiligt hatte und es mangelte uns an Nichts. Nach einer ausgiebigen Mittagspause und vielen schönen Gesprächen waren die Jugendlichen noch zu einem offenen Singen eingeladen. Neue Lieder aus dem - bisher noch nicht eingesetzten - Ergänzungsheft zum Jugendliederbuch wurden vorgestellt und eingeübt und wieder einmal war ich extrem beeindruckt, was für ein toller Chor aus vielen zusammengewürfelten Gemeinden entstehen kann. Alle waren mit ganzem Herzen und ganzer Stimme dabei. Nach der Probe wurden noch Kaffee und Kuchen genossen, bevor wieder alles - natürlich in Gemeinschaftsarbeit - abgebaut wurde.

Mit vielen Ohrwürmern, tollen Impulsen, schönen blauen Armbändern und vielleicht auch dem einen oder anderen Sonnenbrand fuhren wir nach Hause und freuen uns schon jetzt auf das nächste Zusammentreffen!